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Aus allen Rohren:

Schnupfensaison 1


Der Schnupfen ist ein arger
(obgleich, er macht schön mager...).
Bis hier der Frühling sich entschlossen
vollends ins Kraut sich 'reingeschossen,
bist du gepolt voll auf Aktion.
Vom ewigen Schnäuzen du eigentlich hast die Nase längst gestrichen voll.

Doch nutz' die Zeit,
die winterlich dir noch verbleibt.
Solang' der Tropfen stetig fällt,
der Geist doch wunderleicht verquellt...

Lass laufen Rotz und Phantasie,
so wundersam ist dir sonst nie.
Lass dich auf Hirngewitter ein,
lass Funken stieben bis zum Schrei'n.

Schöpf' jetzt nur aus dem Vollen.
Je größer das Delirium
je stärker die Gedanken krumm,
die dich scheint's martern wollen.

Doch du, du nimmst sie dankbar an,
Gedankensplitter wüstester Art, die den Synapsenwald durchspurten.
Setzt g'rad noch einen drauf, auf dass gerade dann
aus schleimig' Chaos quöllen strahlend' Kopfgeburten.
Befeuert, gnadenlos inspiriert zu wegweisend' Lösungsansätzen,
die dir sonst würden nie zuteil. Nur jetzt gebierst du's Allerbeste.

Lass Pro- und Anti-Biotikum sein,
lass einfach fließen rotzige Gedanken.
Jetzt schlägst du geniale Flanken....
Das geht oft besser noch als beim Wein.

Sinnierst über des Lebens Sinn,
sogar der Relativität du magst dich schleimend geben hin.
Luftschlösser jeder Größenordnung darfst du jetzt völlig ungestraft bau'n,
die Dinge tun, zumindest denken, die du dich sonst nicht würdest trau'n.

Und du wirst spür'n der Phantasien Macht,
die hilft zu lösen dich von allem abgeschmackt' Profanen.
Es braucht nur Schnupfen, ein wenig Acht
und etwas Zeit, die du ansonsten würdest doch auch nur sinnlos blass verplanen.

Wetzlar, Juni 2013


Kneipengebrabbel:

Poleposition

Die Thekenstange fest im Griff,
da mag der Hocker noch so schwanken.
Der Apfelwein beseelt mir pfiff,
spät werd' heut' Nacht ich heimwärts wanken.

Allein, im Smalltalk-ABC bin ich weit weg von locker.
Nicht einmal ansatzweis' mein Ding. Man könnte mein'n, ich sei vielleicht
die größte Fehlbesetzung auf 'nem Thekenhocker.
Auf Dauer ist's aber grad dort auch nicht leicht
Gesprächen auszuweichen, hochkonzentriert dabei ins leere Glas zu stier'n,
wenn gut gelaunte Menschenmassen bedrohlich dicht um mich herum frech navigier'n.
Hier setz' ich mich aus auch ganz großen Gefühlen,
die mich, den Fels, gelegentlich droh'n zu überspülen...

Ist auch mein Hocker mal verwaist,
musst' ich den Gang der Gänge geh'n,
um Platz zu schaffen für eins-zwei Gläser Apfelwein samt Geist.
Umgehend werd' ich mir die gleich noch zugesteh'n.

Mein Hochsitz - ungerührt - derweil wartet auf mich,
für niemanden sonst empfänglich.
Mit ihm erst wieder eins, uns're Beine inniglich verschlungen,
dank taffem Thekenklammern wieder etwas Gleichgewicht dem Chaos abgerungen.

Der Apfelwein, dem ich gern zusprech',
befördert den Smalltalk dann doch ungemein.
Tiefschürfend' Gespräche sich so noch ergeben (weshalb ich letztlich ja eigentlich zech'!):
"Bestell' uns noch 'nen Schoppen, sauf' nicht schon wieder allein."
Auch den gieß' ich mir behende in den ausgedörrten Hals.
Mit dem Kopf in den Wolken genieß' ich dann kreiselnd die Höhenluft. Immer wieder, als en als...

Wetzlar, Mai 2015


Die Ode vom ewigen Suchen und dem sehr viel selteneren Finden:

Frühlingserwachen / Prinzenmord

Es quakt schon lang der Frühlingsfrosch,
weil man ihm so den Arsch verdrosch.
Er ließ sich nicht recht küssen.

Befreit von Winterzwängen
und Käf'gen, zumal engen,
wird er jetzt schmusen müssen.

Sein Schicksal hat es so bestimmt
dass jetzt die Frösch' kussfreudig sind.

Zu diesem heil'gen Zwecke
komm' sie aus allen Ecken.

Nun hat der Mensch in seiner Güte
als eine seiner Geistesblüten
die Asphalt-Bänder lang erdacht,
die ach so manche Wiese teilen,
was Teich' und Sümpfe zum Verweilen
för Frösch' nicht leicht erreichbar macht.

Trotz wohl'ger Vibrationen
tut es sich selten lohnen
Asphalt so schlicht zu queren.
Den Ninja-Frosch auf Touren bringt,
den meisten ew'ge Ruhe winkt
und Schluss mit dem Vermehren.

Daher der Rat an alle Frau'n:
Küsst lieber sie bis rot und blau,
wenn möglich noch im Winterbau
um ganz auf Sicherheit zu geh'n.

Denn wenn ein Held geknutschet wird
er kein Verlangen mehr verspürt
nach asphalt-heroisch' Taten.
Stattdessen konzentriert allein:
Wie kann ich Ihr zu Diensten sein?

Sollt' er sich nicht sehr standhaft zeigen,
selbst mit der Kron' sich vor Dir neigen,
nicht etwa zum Respekt bezeugen,
das schwache Röckgrat tut sich beugen.
Ein klarer Offenbarungseid,
dass er nicht mehr zu leisten weiß.

Vom vorschnell'n (!) Klatschen rat ich ab:
es schmälert brüsk die Chancen,
dass letztlich doch noch wundersam
der Prinz aus ihm geküsset kam.

Für DEINEN Frosch der beste Schutz
ist wenn du fernhältst ihm den Schmutz
der Straßen und der Sümpfe.
Stattdessen sollst du ihn liebkosen
auf Blütenbetten wie von Rosen.

Sollt' er sich schließlich regen
- schon deiner Hingab' wegen -
es doch noch spannend wird, ob du statt einer Qualle feist
den Prinzen kriegst, der viel verheißt:
Latinolastig, langes Haar,
ein Blick wie glühend' Kohlen;
germanisch-kühl, der Haare bar,
kurz, stumpig und verstohlen ...

Und sollt' er's diesmal auch nicht sein
lass dich nochmal auf's Spielchen ein.
Probier's mit einem nächsten.
Das Prinzip bleibt sich hierbei gleich:
Du ziehst ihn dir gleich aus dem Teich
nimmst nur die mit dem Krönchen.
Den knutschest Du was das Zeug hält.
Sollt' es dir wieder nicht gelingen
trotz aller Müh' und Pein
Klatsch ihn an Wand, setz ihn auf Straß'.
Und stell endlich das ewige Suchen ein!

.....Das Poem, letztlich doch triefend von Resignation.
Ich weiß auch nicht recht warum....
wobei, ich persönlich fänd's gar nicht so dumm
würden wenigstens die allerprinzlichsten Prinzen gelegentlich geschubst vom Thron.

Wetzlar, November 2012







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